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1. Internationaler Hilfseinsatz in Basel (CH)

Der offizielle Bericht

 

 

23. November 2006

Ankunft von Jan am Bahnhof Badischer Bahnhof, wo er von Cornelia Piffarette herzlich empfangen wurde, kurz darauf Ankunft von Paul und Sören am internationalen Flughafen Basel (Mulhouse) und gleich das erste Problem: wo rausgehen? Vom Kofferband zu Fuß nach Frankreich, Deutschland oder in die Schweiz? Hmm... Anders denken:
a) Baguette?
b) Weißwurscht?
c) Maispoulardenbrüstchen an Pfifferlingsauce mit Kartoffelplätzli?

Na, dann doch C!

Cornelia Piffaretti und Jan stehen am Schweizer Ausgang parat. Mit dem Shuttle ab durch den französischen Korridor nach Basel. Dort beziehen wir unsere Residenzsuite in der Feierabendstraße 11 (ausgesprochen: Viirobestrooß ellef). Erstbezug nach Komplettsanierung, der Kühlschrank war für uns gefüllt, Blümchen und Mandarinen auf dem Küchentisch!

Shuttleservice zum Münster, VIP-Parkieren im Münsterkreuzgang, dann ein erster Blick auf das Rheinknie und anschließend Essen im Lokal "Zum Isaak" auf dem Platz vor dem Basler Münster, in einem sehr alten Haus. Gespeist wurde mit Cornelia:

Jan: Gegrilltes Lachsfilet an Gemüseselection und hausgemachten Minitagliatelle

Paul: Knusprige Kürbistaschen an Orangen-Chilli-Creme mit Duftreis

Sören: Maispoulardenbrüstchen an Pfifferlingsauce mit Kartoffelplätzli

Anschließend Ansingen in der Hofstube des Basler Münster, wo dortselbst anno 1431 das Basler Konzil stattgefunden. Einführung in die Geschichte des Chores: dieser wurde im Jahr 1824 begründet und sang damals nur hinter einem Vorhang. Doch dann kam Brahms und wollte sein Deutschen Requiem mit dem Basler Gesangverein (notabene: nicht GesangSverein) uraufführen, doch dieser lehnte ab: Das Werk sei zu modern und daher nicht recht geheuer. Stattdessen wurde die Matthäuspassion gesungen. Auch nett, unter Kollege Brahms, noddeutsch.

Die Probe: Tolle Atmosphäre im Basler Münster, mit dem Orchester aus Mulhouse und einer neuen Orgel im Münster, toller Chor und wir mittendrin! Die ursprünglich geplante Zusatzprobe mit den Berliner Aushilfen wurde kurzfristig abgesagt, weil wir uns bei der normalen Probe so gut bewährt hatten. Stattdessen anschließend gemeinsamer Bierkonsum im Luftschloss (Paul Feldschlösschen, alkoholfrei) und Nachtwanderung durch das nächtliche Nobel-Basel nach Hause. Den Angeboten der ortsansässigen weiblichen Bevölkerung konnten wir uns nur unter Aufgebot sämtlicher Willenskraft erwehren.

 

 

24. November 2006

Nach dem frühen Aufstehen nach dem späten Einschlafen kam auch schon der gute Henning an, der ja erst später anreisen konnte. Mit Feuerwerk und Fanfaren haben wir ihn in unserer Luxusbude willkommen geheißen.

Als ersten Tagesordnungspunkt riefen wir die Probe des Männerchorsatzes vom Mendelssohn’schen "Denn er hat seinen Engeln befohlen" auf. Wir arbeiteten an Intonation, Artikulation und Interpretation. Zudem fügten wir eine kleine Performance ein. Nach einer Stunde hatten wir das Stück nahezu präsentabel elaboriert.

Anschließend kam unsere liebe Cornelia und wir sind mit Henning den Paulus durchgegangen, um die Basler Absprachen, Tempi etc. in unsere Noten zu übernehmen. "Sitzt alles?" – "Sitzt!".

Es folgte eine Führung durch die Basler Innenstadt unter kundiger Leitung von Cornelia. Schon ein besonders nettes Fleckchen Erde! Seit dem Erdbeben von 1356 nicht mehr zerstört! - Nachmittags gingen wir getrennter Wege bis wir uns zur Generalprobe wieder alle im Münster trafen.

Es war eine wirklich gelungene Generalprobe – gestört nur durch eine ungewöhnliche Irritation beim Einsingen ;-)
Nach der Probe hatten wir das außergewöhnliche Vergnügen und die Ehre gleichermaßen, im düsteren Münster vom Organisten Thilo eine kleine Einführung in die Geheimnisse der neuen Basler Orgel zu bekommen. Das Bässte war natürlich der 32 Fuß Prinzipal (Subbass): wir stellten uns neben die mindestens 40 km hohe Holzkiste und genossen das Gebläse. Die 16 Hertz-Vibration drang aus der Pfeife durch unsere Körper in den ganz Dom und brachte auch die hinterletzte Ecke im Münster zum Schwingen.

Zum Anstoßen nach der Probe ging es wieder ins Luftschloss. Diesmal war auch der Dirigent Adrian Stern anwesend und hat sich über uns und unseren Alltag in Berlin informiert. Etwas später am Abend haben wir noch Carolin, Ann-Sophie und Charlotte kennen gelernt, die ebenfalls im Luftschloss waren, uns aber nicht glauben wollten, dass wir wirklich Sängerknaben sind. So machten wir noch halb-öffentliche Probe mit den Engeln im Luftschloss. Die schier endlose Begeisterung der Damen hat dann auch ihr Vertrauen zu uns geweckt, sodass sie nicht nur tiefe Töne eingesungen haben, nein, sie haben uns auch nochden neuen Basler Szeneclub "Acqua" gezeigt. Wir danken herzlichst für die nächtliche Stadtführung und den sehr amüsanten Abend!

 

 

25. November 2006

Nach etwas längerem Schlafen (trotzdem: niemand war wirklich ausgeschlafen) veranstalteten wir ein Jazz-Brunch (iTunes sei dank) unserem Appartement mit philosophischen Ausführungen zur Entwicklung des menschlichen Denkens. Dazu gab es Unmengen an Espresso aus unserer kleinen "Esspressiva".

Mittags fuhren wir nach Riehen bei Basel und haben gemeinsam mit Elke die Foundation Beyler besichtigt. Ein ausgezeichnete Ausstellung in einem sehr beeindruckenden Gebäude! Deshalb: Bässter Dank und bässte Grüße an Ernst Beyeler und Renzo Piano!

Die milden Temperaturen und der strahlende Sonnenschein haben uns dann beim Spaziergang durch den Park am Museum ganz erstaunliche Dinge sehen lassen: neben einem Baum mit herbstlich gelben Blättern blühten die Kirschbäume bereits auf und an einem Strauch waren noch die Bienen fleißig zugange! Faszinierend! Und das Ende November... [Anm. v. Paul: inzwischen weiß ich, dass es den Pflanzen nicht schadet, wenn sie auch noch kurz vor dem Frost blühen; im Frühjar kommen sie trotzdem nochmal!]

Bei der anschließenden Suche nach einem geeigneten Lokal zum Mittagessen haben wir etwa ein Dutzend hübsche Baslerinnen in Anspruch genommen. Diese haben jedoch alle mehr mit uns geflirtet, als uns ernährungstechnisch zu beraten, so dass wir doch alleine nach einem Lokal gesucht haben. Frechheit! ;-)
In einem kleinen und wunderschönen mittelalterlichen Hof sind wir dann fündig geworden: BioAndreas. Richtig gutes und gesundes Essen gab es da. Und weil das Wetter so unglaublich gut war haben wir draußen gesessen und geschmaust. Herrlich!

Nach der super Stärkung haben wir noch bei "coop" die Einkaufstüten - Proviant für Berlin - gefüllt und sind zurück nach Hause gegangen, um uns auf das Konzert vorzubereiten: mit Extreme-Power-Napping und der Hilfe unserer heiß geliebten "Espressiva".

Nach einem sehr gelungenen Premieren-Konzert wurden wir in eine Basler Edelpizzeria eingeladen. Auch da gaben wir die "Engel" zum Bässten. Die Stimmung war super. Wieder in unserer Wohnung konnten wir lange nicht einschlafen, weil wir alle total aufgedreht vom Konzert waren und unbedingt noch unsere Erfahrungen austauschen mussten. Es war ein toller und geistig fruchtvoller Abend.

 

 

26. November 2006

Sören war schon seit "halb zehn am Bahnhof", um seine Freundin Céline abzuholen, die extra nach Basel gekommen ist, um sich das Konzert anzuhören. Die anderen brunchten unterdessen mit Elke und philosophierten über Kühe, Brahms Speiche und viele andere schöne Sachen... Als Sören und Céline zu Hause ankamen sangen wir vier Engelsbrüder die "Engel" für die kleine Elsa, die jüngste Tochter unserer lieben Gastgeber, die an dem Tage ein Jahr alt wurde. "Dass sie dich behüten auf allen Deinen Wegen…" Sie hat sich sehr darüber gefreut und uns mit einem goldenen Babylächeln gedankt.

Ein Blick auf die Uhr schlug zur Stunde des Aufräumens und Packens. Wir verließen, etwas wehmütig, unser Quartier in Richtung Stadt. Im "unternehmen mitte" haben wir noch ein bisschen Basler-Cafe-Feeling und die schönen Menschen um uns genossen. Ja, wir hatten es wirklich gut in Basel. - Um 17 Uhr ging es dann in die zweite und letzte Runde des Paulus. Wir hatten wirklich große Freude. Herr Stern hat noch mal ordentlich was aus Chor und Orchester rausgeholt. Thilo hat an der Orgel mächtig in die Tasten und Pedale gehauen und das Publikum sogar schon zur Pause lautstark applaudiert. Nach einem phänomenalen Schlussakkord mussten "die Berliner", wie man uns sinnigerweise nannte, schon im Applaus von der Bühne springen, die bereits bereitgestellten Koffer greifen und sofort ins Taxi hechten, welches mit bereits laufendem Motor vor dem Münster stand. Mit einem Affenzahn ging es dann zum Flughafen. Einchecken, einsteigen und ab die Maschine. Vermutlich wurde dem Basler Gesangverein immer noch applaudiert, als wir schon in Richtung Berlin flogen...

Wir möchten dem gesamten Basler Gesangverein, insbesondere seinem Dirigenten Adrian Stern, dem Präsidenten Peter Rapp, unserer Gastgeberin Brigitte Schneider, unserer Betreuerin Cornelia Piffaretti und natürlich der allerbässten Elke Neumann ganz herzlich für die wunderbaren Tage in Basel danken! – Wir sagen: Bässten Dank!

 

 

Fotos

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